Seminar mit Matt Galas, Ochs/Bad Tölz, 26./27.2.2011

Themen:

  • „In-plane drills“
  • Vortrag über Fechtschulen
  • Zufechten und Abzug

Für alle Drills gilt, sie erst langsam und kontrolliert zu beginnen. Dazu gehört auch, zu Beginn bzw. immer wieder von einer kontrollierbaren Position in die nächste zu schlagen/stechen/schneiden, anstatt alle Teile des Drills in einem Fluss zu durchlaufen. Ansonsten besteht das Risiko, dass sich Fehler einschleichen, die später schwer zu korrigieren sind. Ziel der Drills in einer Ebene ist es vor allem die Präzision der Hiebe zu üben. Nebenbei helfen sie natürlich auch Kraft und Ausdauer zu verbessern, wenn lange genug geübt wird. Einige Punkte, auf die man beim Üben oder Beobachten achten sollte:

  • Verläuft die Bewegung der Klinge in einer Ebene? Wann und wie lange wird diese Ebene
    verlassen?
  • (Fehler ist z.B. bei Bewegung über Kopf („upper bridge“) den Ort hinter dem Kopf vorbei zu
    drehen)
  • Klingenausrichtung – wohin zeigen Kreuz, Ort, Schneide? (Ort v.a. in den
    Kontrollpositionen/Huten; Kreuz und Schneide immer in der Ebene)
  • Schrittarbeit (Zeitpunkt, Stand, Ausrichtung, Drehung auf Fußballen oder Ferse)
  • Hieb/Schnitttechnik – welche Hand führt?
  • Hüftdrehung, Körperbewegung (Timing und Ausrichtung)
  • Bewegungsablauf – Schwert zuerst
  • Bewegung des Körperschwerpunkts – bei Hieben mit langer Schneide zur Verstärkung
    mitnehmen (leicht auf und ab)
  • Bewegung des Oberkörpers (je nach Technik z.B. aufrecht bleiben statt dem Schwert
    nachzuhängen/-laufen)
  • Bei 180°-Drehungen die Ausrichtung (zuviel oder zuwenig Drehung; Ausrichten an einer
    Markierung am Boden oder der Hallenwand)

Variationen:

  • Schritte vorwärts und rückwärts üben
  • Seiten wechseln (Schritte; bei diagonalen Techniken auch die Hiebrichtung entsprechend)

Kontrollpositionen bei Drills (stimmt nicht unbedingt mit Ochs-Training überein!):
Wichtig: Grundsätzlich nie Gelenke durchstrecken („lock“)!

Einhorn: Hände neben/vor/über Kopf, Ort zeigt schräg nach vorn/oben, Schwert ist in Blickrichtung komplett auf einer Seite der Blickachse.

(Drill-)Ochs: Hände ähnlich wie im Einhorn, aber Ort zeigt leicht nach unten, Schwert kreuzt die Blickachse leicht bzw. Ort zeigt ins Gesicht des Gegners.

Unterhau ins Hängen: Ziel ist die Taille eines Gegners der eigenen Größe; Hände auf Schulterhöhe (!), der oben liegende Unterarm soll waagrecht sein, Ort ist tief (Hüfte bis unterste Rippe), Schwert hängt diagonal, d.h. Ort und Hände sind auf unterschiedlichen Seiten der Blickachse.

Oberhau ins Hängen: Ziel ist der Halsbereich eines Gegners der eigenen Größe; Schwert hängt diagonal, Hände/Knauf etwa auf Hüfthöhe, Ort ist mäßig hoch (Schulter bis Ohr).

Wechsel: Ende eines durchgezogenen, nach vorne geschlagenen diagonalen Oberhaus; der Ort ist auf der gleichen Seite der Blickachse wie die Hände, aber er ist deutlich VOR dem Körper (nicht neben oder hinter), Hände etwa auf Hüfthöhe, der Knauf ist hüftnah.

„Volta Stabile“:

180°-Drehung des Körpers, Füße drehen sich, bleiben aber am Boden in ihrer alten Position – kein Schritt; Drehung kann über beide Fußballen, beide Fersen, oder auch gemischt erfolgen (je nach Technik und Variante unterschiedlich stabil und gelenkschonend)

Drill 1: Hiebe mit langer Schneide diagonal mit 180°-Drehung (Start z.B. Hut vom Tag an der Schulter rechts) – Oberhau in den Wechsel mit ganzem Schritt – Volta Stabile (Schwert/Ort bleibt fast unverändert in Position; hängt nach Drehung seitlich hinter dem Körper) – Unterhau ins Einhorn mit ganzem Schritt – Volta Stabile (Schwert bleibt in Position; nach Drehung zeigt der Ort schräg nach hinten oben) – wieder Oberhau…

Videos dazu:
  • 1696 (abgestoppt, von vorne)
  • 1697 (abgestoppt, von der Seite)
  • 1698 (gleichmäßigere Bewegung, Schritte vorwärts)
  • 1699 (Schritte rückwärts)

Drill 2: Hiebe/“Cuts“ mit kurzer Schneide diagonal mit 180°-Drehung (Start aus Wechsel rechts) – Unterhau/-Schnitt/-Stich mit kurzer Schneide zur Hüfte ohne Schritt – Stich/Schnitt mit kurzer Schneide über die (linke) Schulter in den „Drill-Ochs“ mit 180°-Drehung und Schritt des rechten Beins – wieder Unterstich/-schnitt an (linker) Hüfte vorbei mit Drehung und Schritt…

Videos dazu:
  • 1700 (Vorübung: Schnitte/Hiebe mit kurzer Schneide aus Wechsel und Hut vom Tag)
  • 1701 (Vorübung: Schnitt/Hieb mit kurzer Schneide aus Wechsel; von vorn)
  • 1702 (Drill mit Schritten vorwärts)
  • 1703 (Drill mit Schritten rückwärts)

Drill 3: „four cuts in one plane – flow drill“ (Start z.B. aus vom Tag an der Schulter rechts) – Sturzhau/Oberhau mit kurzer Schneide in Drill-Ochs rechts (ohne Schritt) – Ort an linker Seite vorbei nach hinten/oben führen und Oberhau von rechts mit langer Schneide und ganzem Schritt – „underbrigde“ nach links hinten mit Volta Stabile – rechter Unterhau/Schnitt mit kurzer Schneide (ohne Schritt) – folgender Unterhau rechts mit langer Schneide und Schritt in linken Drill-Ochs – „upper bridge“ nach links mit Volta Stabile – wieder Sturzhau/Oberhau und weiter.

Der Drill wird sinnvoll zuerst mit Kontrolle nach jedem Hieb geübt („stop-stop“), dann mit je zwei aufeinander folgenden Hieben („go-stop“ oder „stop-go“ je nach Kontrollposition) und zuletzt im sFluss („go-go“).

Videos dazu:
  • 1706 (Vorübung: „upper bridge“ zwischen „Drill-Ochs“ rechts und links mit Volta Stabile)
  • 1707 (Vorübung: „underbridge“ zwischen rechtem und linken Pflug mit Volta Stabile)
  • 1708 (Drill „stop-stop“ mit Schritten vorwärts)
  • 1709 (Drill „go-stop“ mit Kontrolle nach Hau mit langer Schneide; Schritte vorwärts)
  • 1711 (Drill „stop-go“ mit Kontrolle nach Hieb/Schnitt mit kurzer Schneide; Schritte vorwärts)
  • 1712 (Drill „go-go“ im Fluss mit Schritten vorwärts)

Video 1713:
Kommentare von Matt Galas zu Schrittarbeit, Varianten, und taktischen Anwendungen

Drill 4: Unterabschnitt aus Drill 3 in diagonaler Ebene ohne Änderung der Ausrichtung (Start z.B. aus Wechsel rechts) – Unterhau ohne Schritt mit kurzer Schneide – nachfolgener Unterhau mit langer Schneide in Einhorn und ganzer Schritt – Oberhau mit kurzer Schneide in der gleichen Ebene, ohne Schritt – nachfolgender Oberhau mit langer Schneide, ganzer Schritt rückwärts in Ausgangsposition (Wechsel) – wiederholen

Videos dazu:

  • 1719 (von der Seite gesehen)
  • 1720 (von vorne gesehen)

Drill 5a: Hiebe in senkrechter Ebene - Vorübung Alber, tiefer Stand – zentraler Unterhau mit kurzer Schneide – umschlagen auf der Seite des vorne stehenden Beins – zentraler Unterhau mit langer Schneide in einhornähnliche zentrale Endstellung, Körperschwerpunkt mit Hieb leicht anheben – Oberhau mit kurzer Schneide senkrecht nach unten – umschlagen auf der Seite des vorne stehenden Beins – Oberhau mit langer Schneide zurück in Alber, Körperschwerpunkt folgt nach unten – wiederholen

Drill 5b: Hiebe in senkrechter Ebene – mit Drehung und „upper bridge“ (ohne Schritte) Alber-ähnliche Haltung zur Seite: beide Füße auf einer Linie, Schwert/Hiebebene liegen auf dieser Linie; tiefer Stand – gerader Unterhau mit kurzer Schneide (in der Ebene über der Linie) –
umschlagen auf der Rückenseite – gerader Unterhau in der Ebene mit langer Schneide, Körperschwerpunkt folgt nach oben – „upper brigde“ zentral über den Kopf (nicht mit Ort nach hinten ausweichen!) mit Volta Stabile – gerader Oberhau mit kurzer Schneide – umschlagen auf Rückenseite – gerader Oberhau mit langer Schneide in Alber-ähnliche Haltung – ganze Technik zurück in die andere Richtung und wiederholen

  • Video - 1722 (Kommentar Matt Galas zu Verlassen der Ebene bei upper bridge; Drillbeispiel)

Drill 5c: Hiebe in senkrechter Ebene – mit Drehung und „underbrigde“ (ohne Schritte) Sehr ähnlich 5b, aber in Einhorn beginnend abwärts und Seitenwechsel mit tiefem Schwert Einhorn zur Seite – Oberhau kurz – Umschlagen Rückenseite – Oberhau lang – underbridge mit Volta Stabile – Unterhau kurz – Umschlagen Rückenseite – Unterhau lang in Einhorn – und zurück

  • Video - 1723 (Erklärung und Vorführung durch Matt Galas)

Drill 6a: senkrechte Ebene, Stich über Schulter & Hieb nach unten (ohne Schritt) Grundstellung: beide Füße auf Linie, Alber zur Seite mit Ort auf Linie – Stich über die Schulter in Drill- Ochs mit Volta Stabile – umschlagen und Oberhau mit langer Schneide in Alber – zurück zur anderen Seite (Stich, dann Hau) – wiederholen

Videos dazu:
  • 1724 (Erklärung und Vorführung Matt Galas; etwas konfus zu Beginn wegen Verwechslung)
  • 1726 (Variante Langort statt Alber, stufenweise Bewegung statt Fluss)

Drill 6b: senkrechte Ebene, Stich über Schulter & Hieb nach unten (mit Schritt) Langort – Stich über Schulter auf der Seite des hinten stehenden Beins (in Drill-Ochs) mit Volta Stabile – Oberhau in Langort mit ganzem Schritt – wieder Stich über die gleiche Schulter und weiter wiederholen

Drill 7a: Stiche in senkrechter Ebene (ohne Schritt) Beide Füße auf einer Linie, Drill-Ochs zur Seite – Schwert sinken lassen, underbridge, Drehung zur anderen Seite, Stich in Pflug-ähnliche Stellung – Stich über Schulter zurück in Ochs – wiederholen

  • Video - 1728 (Erklärung und Demonstration Matt Galas)

Drill 7b: Hiebe mit langer Schneide in senkrechter Ebene (ohne Schritt) Stellung wie 7a; gerader Unterhau ins Einhorn – über Kopf auf der anderen Seite Oberhau mit langer Schneide in Alber - Schwert mit Ort am Boden zur ersten Seite zurück führen und Hände verwenden, dann wieder Unterhau usw.

  • Video - 1729 (Erklärung und Demonstration Matt Galas)

Kampftaktik:

Erste Übung: Zufechten in Deckung mit Verhängen, Treffer, Klingenkontrolle, Nachschlag, Abzug - Grundidee ist, die für einen einfachen Angriff zu große Entfernung zum Gegner mit einer Haltung zu überbrücken, die ihn zum Angriff aufs Schwert verleitet. Das Verhängen sollte so ausgeführt werden, dass es wenigstens theoretisch eine Bedrohung für den Gegner darstellt, z.B. indem mit einem weiteren Schritt ein Oberstich folgen würde.

  • Nach dem ersten Hieb auf den Gegner wird sofort Klingenkontakt zum Eigenschutz gesucht.
  • Ist die Klinge unter Kontrolle kann ein Nachschlag folgen, wenn die Mensur passt.
  • Zum Ende der Technikfolge soll der Angreifer (am besten unter Deckung durch eine passende Hut oder einen weiteren Hieb) wieder außer Reichweite des Gegners kommen – nicht in der Bindung verbleiben!
Videos:
  • 1717 - Zufechten mit Verhängen, Treffer, Kontrolle, Abzug (Florian und Matthias)
  • 1718 - Zufechten mit Verhängen, Treffer, Kontrolle, Abzug (Andi und Matt Galas)

Zweite Übung: „Taking a tempo“ – der richtige Zeitpunkt zum Angriff

  • Dummy richtet sich immer auf Trainierenden aus, steht im Alber, wechselt nach eigenem Ermessen irgendwann in Ochs, Nebenhut („tailguard“) oder vom Tag über dem Kopf
  • Trainierender kreist um Dummy in Hut vom Tag an der Schulter (evtl. auch Wechsel oder Pflug)
  • wenn Dummy seine Waffe aufzieht (d.h. seine Waffe von T. wegbewegt), greift T. mit Hieb und ganzem Schritt an (= nimmt sein „Tempo“/Zeitfenster wahr) (diagonale Oberhäue auf passender Seite oder Zwerchhau gegen v.T. über Kopf)
  • Direkt auf den Angriff folgend schlägt Dummy einen Hieb („afterblow“) aus der erreichten Hut, den T. abwehren/kontrollieren muss
  • Nach der Abwehr zieht sich T. gedeckt zurück
  • Anfangs mit abgesprochener Seiten- und Hutenwahl trainieren, später nach freier Wahl des Dummies
  • Video - 1730 (Erklärung und Demonstration von Matt Galas)