Beim Gedanken an das “Fechten” tauchen meist sofort Sportler in weißen Anzügen und Fechtmasken vor dem inneren Auge auf, die mit Florett, Degen oder Säbel gegeneinander antreten. In einer Vielzahl von sportlichen Wettbewerben bis hin zu den olympischen Spielen sind diese modernen Sportfechter zu sehen.

Was aber sind nun “historische Fechter”? Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass wir uns damit beschäftigen, historische Kampftechniken und Waffen anhand überlieferter Fechtbücher als Sport wieder zu beleben.

Bereits seit dem 14. Jahrhundert wurden von Fechtmeistern die Feinheiten des bewaffneten und unbewaffneten Kampfes – jeweils mit den Waffen oder Wehren ihrer Zeit – in Handschriften und Büchern festgehalten. Einige dieser Werke haben die Jahrhunderte bis in die Moderne überstanden und werden als kulturelles Erbe in verschiedenen Bibliotheken (beispielsweise auch der Bayerischen Staatsbibliothek) aufbewahrt.

Bild aus dem Fechtbuch von Joachim Meyer, 1570

Die Waffenvielfalt reicht dabei vom Dolchkampf und Ringen über verschiedenste Formen von Schwertern (Langes Schwert, Einhändiges Schwert, Langes Messer, Rapier, Säbel, Degen) bis hin zu Stangenwaffen wie Hellebarden und sogenannten “Mordäxten”. Es zeigen sich durchdachte und komplizierte Kampfkünste europäischen Ursprungs auf, die sich mit ihren asiatischen Pendants durchaus messen können (man spricht im Englischen auch von “HEMA” – Historical European Martial Arts).

Das historische Fechten ist daher eng verwoben mit all den Vorstellungen und Bildern, die jeder durch Film, Fernsehen und Bücher vermittelt bekommen hat. Dabei zeigt sich im Training der alten Kampfkünste schnell, dass Schwerter nicht übermäßig schwer oder gerüstete Krieger keinesfalls langsam und behäbig sind. Auch gewinnt nicht einfach nur der stärkere und aggressivere Fechter, sondern derjenige, der nach Übung mit Technik und Können zu überzeugen weiß.

Um verletzungsfrei trainieren zu können, verwenden wir stumpfe “Waffensimulatoren”. Diese Schwerter haben in etwa die Größe und das Gewicht originaler Waffen, sind neben der fehlenden Schneide meist aber auch etwas flexibler, um Stiche gefahrlos zu ermöglichen. Zusätzlich wird bei Übungs- und Freigefechten entsprechende Schutzausrüstung getragen.

Freies Gefecht mit dem Langen Schwert in Schutzausrüstung

Bei uns steht weder die korrekte Darstellung des Mittelalters (Reenactment) noch der Schaukampf (wie oft auf Mittelaltermärkten zu sehen) im Fokus, sondern die rekonstruierte Kampfkunst und die sportliche Herausforderung. Aber nichts kann das Gefühl, sich mit einem Schwert in der Hand bewegen zu müssen, so gut beschreiben, wie es einfach einmal in die Hand zu nehmen und auszuprobieren.

Das Seminar richtet sich an Fechter*innen, die noch Anfänger sind oder bereits Erfahrung besitzen. Wenn du das historische Fechten neu ausprobieren möchtest, kannst du für ein Probetraining im üblichen Vereinstraining anfragen. Informationen dazu findest du auf unserer Webseite.

Bildnachweis:

Joachim Meyer: wiktenauer.com, lizenziert unter CC-BY-NC-SA-4.0, ursprünglich erstellt von Draupnir Press

Freies Gefecht: Copyright by Erdem Sakaoglu