Ausrüstung

Das historische Fechten erfordert einen ganzen Blumenstrauß unterschiedlicher Ausrüstung, um die volle Bandbreite an Trainingsformaten sicher und in angemessener Intensität ausüben und trainieren zu können. Gleichzeitig kommt für die Anschaffung einer vollständige Ausrüstung, wie sie für den Freikampf oder auf Turnieren notwendig ist, ein recht ansehnliches Gesamtbudget zusammen, das nicht jede*r gleich aufbringen kann oder möchte.

Eine gute Übersicht zur notwendigen Schutzausrüstung für Turniere bietet auch der DDHF auf seiner Webseite im „DDHF-Rahmenregelwerk“.

Für den Freikampf haben wir uns auf einen verbindlichen Mindeststandard geeinigt:

Ochs-Vorschriften zur Schutzausrüstung (Stand: 07.06.2011)

Diese Übersicht hier dient dazu, einen Überblick über die notwendige Ausrüstung zu liefern. Da die Anforderungen je nach trainierter Waffengattung oder der Trainingsausgestaltung stark variieren können, sollte im Zweifelsfall jedoch immer Rücksprache mit den zuständigen Trainer*innen gehalten werden, um unnötige Mehrfachkäufe zu vermeiden.

Am Anfang

Zu Beginn reichen bequeme Trainingskleidung und hallentaugliche Sportschuhe, die keine Streifen auf dem Hallenboden hinterlassen.

Zudem sind einfache Handschuhe zu empfehlen, die gegen leichte Abschürfungen oder Blasenbildung schützen. Geeignet sind beispielsweise Arbeitshandschuhe, Reithandschuhe oder einfache Lederhandschuhe. Diese eignen sich ggf. auch später als Unterhandschuhe für stärker gepolsterte freikampftaugliche Handschuhe.

Leihwaffen werden in der ersten Zeit üblicherweise vom Verein gestellt.

In den ersten Monaten

Sobald sich für die Mitgliedschaft im Verein entschieden wurde, sollte der wichtigste Grundstock an eigener Ausrüstung gelegt werden, um ein sicheres Training sowie schnellere und intensivere Übungen zu ermöglichen.

Die wichtigste Anschaffung ist die eigene Fechtmaske, um den Kopf und den Hals zu schützen. Dazu sollte ausschließlich auf Masken mit der Einstufung „1600 N“ zurückgegriffen werden. Die vielfach angebotenen Masken mit dem niedrigeren Schutzlevel „350 N“ weisen meist ein deutlich schwächeres Metallgitter auf, welches den Belastungen beim historischen Fechten merklich schlechter standhält.

Die 1600 N-Masken werden im Fechtbedarf meist als „Fechtmeistermaske“ oder mit einem ähnlichen Begriff bezeichnet. Auf ein elektrisch leitfähiges Gitter kann im historischen Fechten verzichtet werden. Einige Modelle bieten ein auswechselbares Polster, welches aus der Maske herausgenommen und gewaschen werden kann.

Gute Erfahrungen wurden im Verein mit den Fechtmasken der Firmen Uhlmann und Allstar gemacht. Andere Firmen bieten jedoch ggf. anders ausfallende Größen, die der eigenen Kopfform besser angepasst sind. Es empfiehlt sich daher, Fechtmasken bei anderen Mitgliedern oder aus dem Leihbestand nach Möglichkeit auszutesten oder sich im Zweifelsfall mehrere Fechtmasken zuschicken zu lassen.

Sobald das Geld dafür verfügbar ist, sollte die Fechtmaske zudem mit einem Hinterkopfschutz versehen werden, da – im Gegensatz zum olympischen Fechten – auch die Hinterseite des Kopfes im historischen Fechten getroffen werden kann. Dafür sind speziell für das historische Fechten entwickelte Überzüge erhältlich, von denen manche zudem das Maskengitter zusätzlich abpolstern.

Zusätzlich zur Fechtmaske wird ein Halsschutz benötigt, um den Kehlkopf zu schützen. Der Latz der Fechtmaske selbst bietet bereits bei mittlerer Intensität in dieser Hinsicht keinen ausreichenden Schutz. Der Halsschutz sollte eine feste Platte vor dem Kehlkopf bieten und einen Richtung Brust zeigenden Latz aufweisen. Einige Modelle bieten zudem seitliche Zusatzpolster, um die Schlüsselbeine zu schützen.

Über viele Jahre hinweg haben sich die Halsschützer der Firmen PBT und Red Dragon bewährt.

Von entscheidender Bedeutung für das historische Fechten sind zudem geeignete freikampftaugliche Handschuhe. Leider gibt es hier bis heute keinen „heiligen Gral“, der für alle Anwendungen geeignet wäre. Grundlegend gilt hierbei: Je besser geschützt die Hände sind, desto weniger beweglich sind die einzelnen Finger, wodurch die teils sehr filigranen Fechttechniken erschwert werden. Andererseits wird ein ausreichendes Schutzniveau benötigt, um die empfindlichen Knochen in der Hand und im Handgelenk zuverlässig schützen zu können.

Für das lange Schwert gibt es in diesem Zusammenhang zwei „Standardoptionen“: Die sogenannten Sparringgloves („Mitten“- oder „Hoof“-Modell) sowie die „Lobster“-Handschuhe von SPES. Beide Modelle bieten auch in unterschiedlichem Umfang Schutz für das Handgelenk und teilweise für den Unterarm.

Für leichtes Training, insbesondere mit einhändigen Waffen, sind zudem Lacrosse-Handschuhe bzw. an Lacrossemodelle angelehnte Handschuhe (bspw. das Modell der Fa. „Red Dragon“) verwendbar. Für intensiven Freikampf oder das Training im Langen Schwert bieten diese jedoch keinen ausreichenden Schutz, zumindest nicht für unerfahrene Fechter*innen.

Seit 2022 sind zudem Handschuhe der Firma Thokk erhältlich, die insbesondere für einhändige Waffen vielversprechend sind. Es fehlen jedoch noch Langzeiterfahrungen zur Schutzwirkung dieser Handschuhe, sie liegt jedoch in jedem Fall höher als von Lacrosse-Handschuhen.

Die Firma Crossguard bietet mit dem ProGauntlet einen freikampftauglichen Handschuh am obersten Ende der Preisskala, der sich insbesondere durch seine hohe Beweglichkeit bei gleichzeitig hoher Schutzwirkung auszeichnet. Jedoch fehlen auch hier noch Langzeiterfahrungen, insbesondere zur Haltbarkeit des Handschuhs. Zudem sind noch nicht alle geplanten Größen erhältlich.

Männer sollten zudem so schnell wie möglich einen Tiefschutz erwerben und in jedem Training tragen. Für Frauen ist dieser ebenfalls empfohlen, jedoch nicht zwingend.

Andersherum ist es beim Thema Brustschutz: Frauen sollten möglichst zeitnah einen festen Brustschutz erwerben, um den Brustbereich vor Hämatomen zu schützen. Für Männer ist dieser jedoch ebenfalls zu empfehlen. Geeignete Brustschütze gibt es von der Fa. PBT. Der Brustschutz eignet sich auch später noch als Verstärkung unter der eigenen Fechtjacke, um Lunge, Herz und Rippen zusätzlich zu schützen.

Auf dem Weg zum freien Fechten

Um Stiche und Hiebe in steigender Intensität trainieren zu können, ist zwingend eine Fechtjacke notwendig, die aus einem Stoff hergestellt wurde, dessen Stichsicherheit zertifiziert worden ist. Dabei werden, ähnlich wie bei den Fechtmasken, zwei typische Varianten angeboten: Fechtjacken mit „350 N“ bzw. „800 N“. Die 350 N-Fechtjacken sind für den Einstieg (und auch für viele, aber nicht alle Turniere) zunächst ausreichend, wobei eine höhere Stichsicherheit durchaus zu empfehlen ist.

Es gibt viele verschiedene Hersteller von Fechtjacken, das „Standardmodell“ ist die „AP 350 N“ von SPES. Gute Erfahrungen wurden zudem mit den Fechtjacken von Black Armoury gemacht.

Einige Anbieter bieten inzwischen auch „Light“-Modelle ihrer Fechtjacken an. Diese sind für viele Einsteiger*innen jedoch noch nicht geeignet, da noch zu wenig Erfahrung darin besteht, welche Körperbereiche ggf. mit weiterer Schutzausrüstung verstärkt werden müssen.

Für Waffen mit geringer Wuchtwirkung wie dem Rapier sind derartige Fechtjacken oder eine Fechtjacke aus dem olympischen Fechten jedoch durchaus verwendbar. Im Zweifelsfall die verantwortlichen Trainer*innen fragen.

Die Fechtjacken verschiedener Hersteller fallen vom Schnitt sehr unterschiedlich aus, ggf. wird eine Maßanfertigung notwendig, um einen ausreichend guten Sitz zu ermöglichen. Eine Fechtjacke sollte auch mit nach oben gestreckten Armen nicht so weit nach oben rutschen, dass der Hüftbereich exponiert wird. Auch hier gilt: Am besten ist es, Fechtjacken von anderen Mitgliedern vor dem Kauf kurz auszuprobieren.

Zusätzlich zur Fechtjacke sind Ellbogenschützer aus hartem Material (meist Kunststoff oder verstärkter Schaumgummi) notwendig, um die Gelenke ausreichend zu schützen. Diese müssen dabei die Gelenke seitlich ausreichend abdecken, da dort Treffer am wahrscheinlichsten sind. Ellbogenschützer aus dem Inlineskate- oder Hockeybereich lassen in dieser Hinsicht oft zu wünschen übrig (sind aber besser als gar kein entsprechender Schutz). Ein Standardmodell stellen die Ellbogenkacheln von SPES dar.

Je nach gewähltem Handschuh ist zudem ein zusätzlicher Unterarmschutz aus hartem Material notwendig, auch hier stellt SPES mit den „Vectir“-Modellen eine Standardausführung.

Analog zu den Ellbogen und Unterarmen wird zudem ein Knie- und Schienbeinschutz notwendig. Für den Knieschutz gilt wie bei den Ellbogen: Die Kacheln müssen das Knie jeweils ausreichend weit seitlich abdecken. Der Schienbeinschutz sollte bis zu den Knöcheln reichen, damit diese ebenfalls abgedeckt sind. Es sind sowohl kombinierte Knie- und Schienbeinschützer erhältlich, als auch einzelne Knieschützer, die mit separaten Schienbeinschützern kombiniert werden, beispielsweise aus dem Feldhockey.

Optional ist zudem eine Fechthose aus stichsicherem Stoff (analog zu den Fechtjacken). Derartige Fechthosen bieten oftmals zusätzlich eine Polsterung, um blaue Flecke an den Oberschenkeln abzuschwächen. Zudem bieten für das historische Fechten hergestellte Fechthosen oft Ankerpunkte zum Befestigen der Knieschützer, um ein Verrutschen dieser auszuschließen.

Und die Waffe?

Viele Fechter*innen wollen sich so schnell wie möglich auch eine eigene Trainingswaffe zulegen. Das wird durch zweierlei Dinge erschwert: Einerseits sind die Lieferzeiten oft recht lang (3 bis 6 Monate sind nicht ungewöhnlich), andererseits ist es für ein geregeltes Training oft zielführender, zunächst eigene Schutzausrüstung anzuschaffen, da der Verein Leihwaffen oft in größerer Zahl stellen kann. Dies ist jedoch vom Lagerbestand am jeweiligen Standort sowie der jeweiligen Waffengattung abhängig.

Für das Lange Schwert ist zu Beginn die Anschaffung einer sogenannten „Feder“ aus Stahl zu empfehlen, da diese am vielseitigsten eingesetzt werden kann. Geeignete Federn sind beispielsweise von Regenyei Armoury, Sigi Forge und Kvetun Armoury (Achtung: Derzeit aufgrund des Kriegs in der Ukraine mit einem Umzug nach Georgien beschäftigt) erhältlich.

An einigen Standorten wird auch mit Schwertsimulatoren aus Aluminium oder Kunststoff gefochten. Im Zweifelsfall die Trainer*innen vor Ort dazu befragen.

Für das Lange Messer sind insbesondere Modelle von Landsknecht Emporium zu empfehlen oder alternativ Modelle aus Aluminium von unserem Bayreuther Mitglied Walter Neubauer.

Zum Fechten mit Schwert & Buckler wird ein einhändiges Schwert sowie ein eigener Buckler benötigt.

Als kostengünstiger Buckler ist das Modell der Fa. Cold Steel aus Kunststoff geeignet. Zudem wurden gute Erfahrungen mit den Bucklern der Schildwerkstatt gemacht. Auch die komplett aus Metall gefertigten Buckler von Malleus Martialis sind geeignet.

Geeignete einhändige Schwerter sind ebenfalls beispielsweise von Regenyei Armoury, von Black Fencer oder von Malleus Martialis (für das Fechten nach den italienischen Quellen für Schwert & Buckler) erhältlich.

Wo bekomme ich das alles?

In den vorherigen Absätzen wurden bereits einige beispielhafte Onlineshops verlinkt. Zudem gibt es einige Händler, welche als zentraler Anlaufpunkt für verschiedene Hersteller fungieren. Aus Deutschland sind insbesondere trainingsschwerter.de und der In MOTU Shop zu nennen. Auch Black Armoury fungiert als Händler für verschiedenste Hersteller. Für Schutzausrüstung lohnt sich zudem ein Blick bei SPES.

Bei den oben genannten Links handelt es sich nicht um Affiliate-Links.

Bei einigen Händlern genießen Mitglieder von Ochs – Historische Kampfkünste e.V. bei Sammelbestellungen jedoch Vergünstigungen, dazu bei Bedarf die Trainer*innen und Mitglieder vor Ort ansprechen oder in den Mitgliederbereich unter „Vereinsrabatte bei Händlern“ schauen.

Ochs - Historische Kampfkünste e.V. ist Mitglied in folgenden Organisationen und Verbänden: