Literatur
Anbei eine kleine Auswahl von Büchern und DVDs rund um das Thema historisches Fechten. Die Autoren der Kurzrezensionen sind Andreas Meier (AM) und Tilman Wanke (TW).
Herbert Schmidt: Schwertkampf. Bd. 1: Der Kampf mit dem langen Schwert nach der Deutschen Schule, Wieland Verlag 2007 (ISBN-13: 978-3-938711-19-4)
Ein ansprechendes und solides Lehrbuch für das Fechten mit dem Langen Schwert. Neben der reinen Technikrekonstruktion behandelt der Autor auch die historischen Hintergründe, Waffenkunde, Trainingsausrüstung sowie grundlegende Bein- und Hiebarbeit. Die Darstellung der Bewegungsabläufe ist klar und nachvollziehbar, lediglich auf einzelnen Abbildungen sind nicht alle Details klar erkennbar. Über das selbst gesteckte Ziel, ein Werk für Einsteiger zu sein, schießt das Buch aufgrund der Materialfülle und weiter führenden Kapiteln zu Freikampf, Taktik und Schnitttests hinaus. Dafür ist es ein gutes Handbuch und Nachschlagewerk für Anfänger und Fortgeschrittene zur Begleitung des Trainings. (TW)
Ein Buch mit dem hohen Anspruch die Fechtkunst mit den langen Schwert zu vermitteln. Leider ist die Qualität der Bilder mäßig und die dargestellten Stücke nicht korrekt. Was laut dem Autor auf Platzmangel bei den Aufnahmen zurückzuführen ist. Des weiteren irritiert die wechselnde Anordnung der Bilder, mal von rechts nach links, mal von oben nach unten. Daher kann man das Buch nur bedingt empfehlen. Für diejenigen die sich selbst mit den Originalmanuskripten befassen fehlen außerdem Quellenverweise. (AM)
Herbert Schmidt: Schwertkampf. Bd. 2: Der Kampf mit dem Kurzschwert und Buckler nach der Deutschen Schule, Wieland Verlag 2008 (ISBN-13: 978-3-938711-29-3)
Colin Richards: Fiore dei Liberi. Ein Anwendungshandbuch zum schrittweisen Erlernen der Dolch- und Ringen Techniken, die dem Original-Manuskript des italienischen Meisters Fiore die Liberi aus dem Jahr 1409 folgen, Arts of Mars Books 2007 (ISBN-13: 978-3-9811627-0-7)
Ein hervorragendes Lehrbuch zum italienischen Ringen und Dolchkampf. Die vorbildliche Qualität und Anordnung der Bilder erleichtert das verstehen der Techniken ungemein. Für Anfänger und vor allem für Fortgeschrittene ein sehr zu empfehlendes Werk und eine Messlatte an dem sich andere Lehrbücher messen lassen müssen. (AM)
Guy Windsor: The Swordman’s Companion. A Modern Training Manual for Medieval Longsword, Chivalry Bookshelf 2004 (ISBN-13: 978-1891448416)
Ein sehr gutes Do-it-yourself Einsteigerbuch für das italienische Langschwertfechten. Guy Windsor behandelt hier ausführlich und humorvoll die allgemeinen Grundlagen und liefert neben zahlreichen Einzel- und Partnerübungen auch gleich noch einen Trainingsplan. Seine Ausführungen zu den Grundlagen sind allgemein gültig, nicht nur für das italienische Schwertfechten, und machen das Buch auch für Fortgeschrittene absolut lesenswert. Wer mit dem Englischen nicht so gut zurecht kommt, kann auf die deutsche Übersetzung „Handbuch Schwertkampf“ zurückgreifen, die allerdings durch einige Übersetzungspatzer und das befremdliche Cover weit hinter dem Original zurück bleibt. (TW)
Wolfgang Abart: Lebendige Schwertkunst. Bloßfechten mit dem Schwert und der Feder, Philipp von Zabern 2008 (ISBN-13: 978-3-8053-3857-8)
Wolfgang Abart liefert ein schön gestaltetes Lehrbuch zum Bloßfechten, indem die Bewegungsabläufe der Techniken in Zeichnungen ähnlich eine Stroboskopblitzlichtaufnahme dargestellt und ausführlich beschrieben werden. Die vorgestellten Technikrekonstruktionen sind unter historischen Fechtern umstritten und bilden ein eigenständiges System, das vor allem aus Techniken des deutschen aber auch des italienischen Sprachraums aus drei Jahrhunderten zusammen gefügt ist und vielfach neugeschöpfte Bezeichnungen verwendet.(TW)
David Lindholm/Peter Svärd: Sigmund Ringeck´s Knightly Arts of Combat, Sword and Buckler, Wrestling, and Fighting in Armour. Paladin Press 2006 (ISBN 13:978-1-58160-499-3)
Ein gelungenes Buch. Statt Fotos wurden Zeichnungen zur Verdeutlichung der Techniken verwendet, was es den Autoren erlaubte die Bewegungsabfolgen besser zu vermitteln als es mit gestellten Fotos möglich wäre. Schön auch dass Details vergrößert dargestellt wurden, was das Verständnis erleichtert. Das Werk ist für Anfänger wie für Fortgeschrittene geeignet. (AM)
Christian Henry Tobler: Fighting with the German Longsword. Chivalry Bookshelf 2004 (ISBN:1- 891448-24-2)
Ein schon älteres Werk das dennoch einen guten Einstig bietet. Allerdings ist die Interpretation in Teilen schon überholt und durch neuere Bücher besser abgedeckt. Zudem sind die Fotos in s/w oft recht undeutlich, was das erkennen der Techniken nicht erleichtert. (AM)
Hans Heim und Alex Kiermayer:
Alex Kiermayer und Hans Heim (beide Ochs) haben die Drehbücher für mehrere von Agilitas.TV produzierte Lehr-DVDs geschrieben. Dabei führen sie die Ergebnisse ihrer langjährigen Forschungsarbeit auch als Darsteller vor. Bisher sind folgende Titel erschienen:
Langes Schwert (Teil 1) nach Johannes Liechtenauer, Agilitas 2005 (ASIN: 3931616215)
Langes Schwert (Teil 2) nach Johannes Liechtenauer, Agilitas 2010 (ASIN: )
Langes Messer (Teil 1) nach Johannes Lecküchner, Agilitas 2006 (ASIN: 3931616274)
Tomek Maziarz/Piotr Szubert: Ott’s wrestling (Part 1). Eigenverlag Ringschule Wroclaw und Ott’s wrestling (Part 2). Counter-techniques against Basic throws, Breaks and Throwing of Ballance, Eigenverlag Ringschule Wroclaw
Ein von der Schule selbst herausgegebene Lehr-DVD, welche zwar ohne professionelle Filmcrew wie bei den DVD´s von Agilitas abgedreht wurde, aber trotzdem sehr gelungen ist. Beide Autoren kommen aus dem modernen Ringen und haben mit der Bearbeitung der Ringkunst von Meister Ott eine hervorragende Arbeit abgeliefert. Schön zu sehen das die Techniken der alten Meister funktionieren wenn sie von Könnern ausgeführt werden. Die einzelen Technike werden Schritt für Schritt gezeigt und in Englisch erklärt (wahlweise in Polnisch). Für Anfänger wie für Fortgeschrittene geeignet. (AM)
Colin Richards: Medieval Combat Italian Longsword – Student Guide Level 1 from the Treatises of Fiore dei Liberi 1409, ArtsOfMarsBooks 2009
Dierk Hagedorn: Peter von Danzig. Transkription und Übersetzung der Handschrift 44 A 8, VSBooks 2008 (ISBN-13: 978-3-932077-34-0)
Dierk Hagedorn erschließt mit diesem Werk eines der wichtigsten deutschsprachigen Fechtbücher. Der sorgfältig erstellten Transkription wird auf jeder Doppelseite die Übersetzung ins moderne Hochdeutsch gegenübergestellt und damit der frühneuhochdeutsche Text nachvollziehbar zugänglich gemacht. Dabei liefert das Werk eine unglaubliche Materialfülle: Neben der umfangreich glossierten Lehre des Langen Schwertes nach Johannes Liechtenauer finden sich hier die komplette Ringlehre Otts, ergänzt um die Lehren zum Ringen, Harnischfechten, Dolch u.a. nach Liegnitzer, Huntsfelt und Danzig. Ein Muss für jeden Fortgeschrittenen und für Viele ein Schlüssel zur Arbeit mit den Quellen. (TW)
Ute Bergner/Johannes Giessauf: Würgegriff und Mordschlag. Die Fecht- und Ringlehre des Hans Czynner (1538), Akademische Druck- u. Verlagsanstalt Graz 2006 (ISBN-13: 978-3-201-01855- 5)
Die vorbildliche wissenschaftliche Edition des Fechtbuches von Hans Czynner mit kodikologischer Beschreibung, wissenschaftlicher Bearbeitung, farbigem Nachdruck in Originalgröße und Transkription. (TW)
Andrée Schulze (hg.): Mittelalterliche Kampfesweisen.
Bd. 1: Das lange Schwert. Talhoffers Fechtbuch Anno Domini 1467, Philipp von Zabern 2006 (ISBN-13: 978-3805336529)
Bd. 2: Kriegshammer, Schild und Kolben. Talhoffers Fechtbuch Anno Domini 1467, Philipp von Zabern 2007 (ISBN-13: 978-3805337366)
Bd. 3: Scheibendolch und Stechschild. Talhoffers Fechtbuch Anno Domini 1467, Philipp von Zabern 2007 (ISBN-13: 978-3805337502)
Die Reihe „Mittelalterliche Kampfesweise” hatte mit dem ersten Band keinen guten Start. Im ersten Band wird Talhoffers Codex von 1467 behandelt ( Cod. icon 394a, bayerische Staatsbibliothek ), neben den Abbildungen aus dem Original gibt der Autor eine Interpretation der Techniken. Außerdem wird der Ursprung Talhoffers und seiner Fechtkunst beleuchtet. Leider wurde versäumt diese Interpretation mit anderen Fechtern abzugleichen wodurch sicher einige Fehlinterpretationen und Ungenauigkeiten hätten vermieden werden können. In der Folge nahm sich der Autor die Kritik zu Herzen und lud für die folgenden Bände andere Autoren zur Mitarbeit ein. Somit zeigen diese Ausgaben einen Querschnitt durch die Fechtszene mit all ihren verschiedenen Ansatzpunkten und Interpretationen. Im letztem Band dieser Reihe wird ein Faksimile/Nachdruck des Königsegger Codex herausgegeben. Neben dem eigentlichen Reprint gibt es eine Transkription und Kommentar Band dazu.
Band 1 „Das lange Schwert Talhoffers Fechtbuch Anno Domini 1467” Aus den oben angeführten Gründen eher etwas für den Fortgeschrittenen der bereits über einiges Wissen verfügt und selektiv daraus auswählen kann. Der Vergleich mit indischem Tempeltanz ist sehr unglücklich gewählt.
Band 2 „Der Kriegshammer, Schild und Kolben Talhoffers Fechtbuch Anno Domini 1467” Der Band beinhaltet gute Aufsätze zum Thema Gerichtskampf. Eine Interpretation zum gerichtlichen Kampf mit Schild und Kolben sowie zum Kriegshammer. Mein persönliches Highlite ist die meines Wissens erste Übersetzung des Le jeu de la Hache d´armes (das Spiel mit der Axt), eines frz. Textes der den Gebrauch der Axt (ähnliche einem Luzerner Hammer) erläutert.
Band 3 „Scheibendolch und Stechschild Talhoffers Fechtbuch Anno Domini 1467” Neben dem im Titel genannten Wehren werden die Themen Schwertmagie und Wundarznei behandelt. Beides in gut fundierten Aufsätzen die sich auf original Handschriften zu den Themen beziehen. Außerdem eine Grundschule im langen Schwert für Anfänger.
Band 4 „Der Konigsegger Codex” Faksimile Ausgabe des Konigseggs Codex. Eigentlich Zwei Bücher in einem Band. Zum einen der Nachdruck des in privat Besitz befindlichen Codex und zum anderen der Kommentarband zum Nachdruck. Dieser bringt eine Transkription des Originals sowie eine Neuhochdeutsche Übertragung der Transkription. Außerdem einige Aufsätze zum Leben Talhoffers und seines Auftraggebers. Schon alleine durch den Nachdruck absolut empfehlenswert.
Alle Bücher sind in gewohnt guter Zabern Verlag Qualität mit Abbildungen in sehr hoher Güte. (AM)
Die aufwändig gestaltete und gebundene Reihe Mittelalterliche Kampfesweisen von André Schulze behandelt den Cod. icon. 394a (BSB München) aus dem Jahre 1467 von Hans Talhoffer. Die bisher erschienenen Bände 1-3 enthalten neben Aufsätzen zu weiterführenden historischen und realienkundlichen Themen (z.B. Ordalrecht, Person, Einordnung und Umfeld Talhoffers, Kostümkunde, Waffenkunde…) einen Hauptteil zu einer oder mehreren Waffen. In diesem wird jeweils eine qualitätvolle Reproduktion einer Seite aus dem Codex eine Technikrekonstruktion in Form einer Fotofolge mit Begleittext gegenübergestellt. Leider sind die vorgestellten Rekonstruktionen unter historischen Fechtern teilweise recht umstritten. Auch sind die Aufsätze der unterschiedlichen Autoren von unterschiedlicher Qualität, wobei aber durchaus auch sehr gelungene Arbeiten dabei sind. Fazit: Meiner Meinung nach ist zumindest der erste Band als Einsteiger- oder Techniklehrbuch nicht zu empfehlen; als Edition und Aufsatzsammlung handelt es sich aber eine schöne Buchreihe. (TW)
Grzegorz Zabinski/Bartolomiej Walczak: Codex Wallerstein. A Medieval Fighting Book from the Fifteenth Century on the Longsword, Falchion, Dagger and Wrestling, Paladin Press 2002 (ISBN- 13: 978-1-58160-585-3)
Ein zwar schon in die Jahre gekommene Arbeit aber dennoch ein sehr gutes Buch für den Fortgeschrittenen. Hiermit wird der Codex Wallerstein, ein bedeutendes Werk in der Überlieferungsgeschichte erschlossen. Ein Wermutstropfen ist allerdings das die Transkription nicht nach allgemein gültigen Regeln erstellt wurde und es dadurch schwierig ist, unklare Textpassagen zu erkennen. (AM)
Peter Weinmann (hg.): Chronik alter Kampfkünste, Zeichnungen und Texte aus Schriften alter Meister entstanden 1443-1674, Weinmann 2003 (ISBN-13: 978-3-87892-031-1)
Eines meiner ersten Bücher zum historischen Fechten. Es bietet einen Querschnitt durch mehrere Jahrhunderte europäischer Kampfkünste. Angefangen bei Talhoffer (nur Ringen) über Dürer, Nicolaus Petter und von Auerswald bis hin zu J.G. Paschen (nur Ringen) – leider ohne eine Erklärung oder Transkription. Für das Erlernen ungeeignet aber trotzdem ein schönes Buch aus der Anfangszeit des historischen Fechtens unserer Tage. (AM)
Hans Peter Hils: Meister Johann Liechtenauers Kunst des langen Schwertes, in: Europäische Hochschulschriften, Reihe III, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Bd. 257, Verlag Peter Lang 1985 (ISBN-13: 978-3-8204-8129-7)
Nach wie vor das Standartwerk zu den Quellen mittelalterlicher Fechtkunst. Für an der Materie tiefer Interessierte unbedingt empfehlenswert. Zwar sind einige Aussagen überholt, was aufgrund der Nachforschungen in den letzten Jahren nicht verwundern kann, aber es ist bis heute das umfangreichste Werk zum Thema. (AM)
Rainer Welle: „…und wisse das alle höbischeit kompt von deme ringen“. Der Ringkampf als adelige Kunst im 15. und 16. Jahrhundert, Centaurus Verlag 1993 (ISBN-13: 978-3890857558)
Ebenso wie Hils ist es dem Autor zu verdanken dass das Verständnis um die Quellen durch diese Arbeit erleichtert wurde, hier aus der Sicht eines Ringers. Zusammen mit Hils Werk ist diese Arbeit die Grundausstattung für alle die selbst nachforschen wollen und direkt mit den Quellen Arbeiten möchten. (AM)
Ewart Oakeshott: The Archaeology of Arms. Arms and Armour from Prehistory to the Age of Chivalry, Lutterworth 1960/ Dover Publications 1996 (ISBN-13: 978-0486292885)
Obwohl das Buch 50 Jahre alt ist, ist es nach wie vor ein Klassiker der Waffenkunde und ein Grundlagenwerk für den Einstieg. (TW)