Review: From Medieval Manuscript to Modern Practice von Guy Windsor
(Copyright: Guy Windsor, 2020)
Ein Review von Thomas Heydenreich
“From Medieval Manuscript to Modern Practice” von Guy Windsor bietet einen Überblick über das Fechtsystem des italienischen Meisters Fiore dei Liberi mit dem Langen Schwert. Dieser hat in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bis in das beginnende 15. Jahrhundert gelebt und hat uns mit seinen Fechtbüchern einen Einblick in die Kampfkunst der damaligen Zeit hinterlassen, vom Ringen bis hin zum Fechten zu Ross in voller Rüstung.
Das Buch beginnt mit einer Einführung in den historischen Kontext, einer Zusammenfassung der Informationen, die uns über Fiore und sein Leben vorliegen sowie einer Übersicht über die bekannten Ausgaben seines Manuskripts. Auch werden weitere Manuskripte und Fechtbücher vor und nach den Werken von Fiore kurz beleuchtet.
Guy Windsor beschränkt sich in diesem Buch auf die Techniken zum Umgang mit dem Langen Schwert zu Fuß und ohne Rüstung, wobei sowohl die ein- als auch die zweihändige Verwendung des langen Schwerts erläutert wird. Zusätzlich werden mehrfach Beispiele aus den weiteren im Manuskript behandelten Wehren angeführt, soweit dies für das Verständnis notwendig ist.
Die Stücke werden in ihrer im Manuskript vorgegebenen Reihenfolge dargestellt, die sich jedoch als durchaus durchdacht und in weiten Teilen didaktisch sinnvoll zeigt – zumindest mit den zusätzlichen Erläuterungen durch den Autor. So findet sich auch eine ausgiebige Diskussion über die verwendeten Begrifflichkeiten (was waren nochmal „colpi sottani“?) und Huten.
Im Buch findet sich zu den jeweiligen Stücken eine Transkription samt englischer Übersetzung, die anschließend von Guy erläutert und seine Interpretation der Techniken dargestellt wird. Sehr erfreulich ist, dass sowohl die Transkription als auch die Übersetzung für die freie Verwendung unter einer Creative Commons Attribution-Lizenz veröffentlicht sind und daher entsprechend in eigenen Ausarbeitungen verwendet werden dürfen.
Die Techniken sind mit den dazugehörigen Bildern aus dem Fechtbuch hinterlegt. Die Qualität der Bilder in der Printversion ist an machen Stellen nur mittelmäßig, sodass kleine Details nicht immer zuverlässig zu erkennen sind, ein üblicher Nachteil bei Print-on-Demand-Werken. Nichtsdestotrotz erleichtern sie das Verständnis der beschriebenen Techniken ungemein.
Ein Großteil des im Buch enthaltenen Materials basiert auf einer Reihe von Einträgen auf dem Blog von Guy Windsor, was sich im flüssig lesbaren Schreibstil niederschlägt. Man erhält ein wenig den Eindruck, das Ganze gerade vom Autor in der Sporthalle erklärt zu bekommen.
Eine Besonderheit, die es hervorzuheben gilt, sind die im Text eingepflegten Links zu Videos, in denen die besprochenen Techniken demonstriert werden. Diese Verbindung von Erklärung und Videomaterial ist hervorragend geeignet, das Verständnis der Techniken zu erleichtern. Das Ganze hat zur Folge, dass beim erstmaligen Lesen des Buches dringend zu empfehlen ist, einen Rechner oder zumindest ein Smartphone zur Hand zu haben, um das jeweilige Video direkt aufrufen zu können. Neben der gedruckten Variante sind auch PDF-, EPUB- und Kindle-Versionen erhältlich, in denen naturgemäß das Aufrufen der Videos leichter von der Hand geht.
Insgesamt handelt es sich um ein hervorragendes Werk, um sowohl eine Übersicht über die italienische Schule des Fechtens mit dem Langen Schwert als auch eine solide Interpretation an die Hand zu bekommen, mit der ein leichter Start in das System möglich wird.
Für alle Mitglieder unseres Vereins wird demnächst ein Exemplar des Buches in der Vereinsbibliothek zur Verfügung stehen. Zusätzlich freuen wir uns, eine Vereinslizenz für die PDF-Version erhalten zu haben. Diese kann bei unserem Bibliothekar Johannes Zenker (bibliothek@schwertkampf-ochs.de) von jedem Ochs-Mitglied angefragt werden und wird euch direkt vom Bibliothekar zur Verfügung gestellt.
