Rückblick: Berlin Buckler Bouts 2021
Kurzer Bericht von Johannes Zenker
Ich hatte letztes Jahr im November das große Vergnügen, allen Corona-bedingten Widrigkeiten zum Trotz, die Berlin Buckler Bouts (BBB) zu besuchen.
Die eigentlich international angedachte Veranstaltung hatte diesmal leider nur Teilnehmer aus Deutschland, was maßgeblich dem Umstand geschuldet war, dass Reisen zu Pandemiezeiten besonders beschwerlich sind und dass man im Falle einer Infektion mindestens zwei Wochen in der Fremde festgesessen hätte.
Die BBB bieten allen Fechtern mit Schwert und Buckler (bzw. Schwert und Schild im weiteren Sinne) Gelegenheit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen – ob nun mit Worten oder durch das Sprechfenster mit der Klinge in der Hand.
Gefochten wird üblicherweise mit wenig bis keiner Schutzausrüstung. Viele fochten mit Fechtmaske (und Halsschutz) und dünn gepolsterten Handschuhen, ich habe meinerseits etwas mehr als die Hälfte meiner Gefechte mit ungepolsterten, dünnsten Lederhandschuhen und ohne Fechtmaske bestritten. So geschehen meiner Erfahrung nach die wenigsten Unfälle. Die übrige Zeit habe ich mit Fechtmaske und dünn gepolsterten Handschuhen gefochten.
Verschiedene Fechter hatten natürlich verschiedene Fechtsysteme gelernt, so war bei einigen Teilnehmern eine stake Prägung durch das I.33/Fecht 1 offensichtlich, während sich bei anderen Einflüsse von Lignitzer oder auch der Bologneser Fechtschule durchsetzten und manche wiederum unkonventionellere Ansätze verschiedenster auch nicht-europäischer Systeme mit Erfolg umzusetzen wussten. Dieser vielfältige Austausch der Systeme ist in dieser Deutlichkeit möglicherweise einzigartig und ein erklärtes Ziel der BBB.
In der unteren der beiden Hallen wurde auch reichlich mit Fechtjacke und Protektoren gefochten, wobei auch hier Großteils auf schwerere Handschuhe verzichtet wurde.
All diese Fechtmodi sind auch in diesem Video der Dimicator Schola zu sehen:
Ich habe mir zudem einen Spaß daraus gemacht, nicht nur wie im Training üblich meine mittelalterlichen wendegenähten Lederschuhe zu tragen, sondern gänzlich in Gewandung zu fechten. Leider war ich der einzige Gewandete und auch der einzige, der seine Waffen(simulatoren) im Gehänge am Gürtel trug.
Interessante Anekdote hierbei: mindestens die Hälfte der Hiebe zu Hüfte und Bein auf meiner linken Seite landeten auf meiner Scheide bzw. meinem Gehänge. Sie hätten somit einen großen Teil ihrer Wirksamkeit verloren, da sie erst mehrere Schichten Leder, Stoff und Holz hätten vernichten müssen, bevor sie am Bein ankommen. Ebenso ist ein Dolch am Gürtel gegebenenfalls ein Hindernis bei Schlägen zur Hüfte. Durchaus ein interessanter Faktor, der zum einen schwer in einer formalisierten Fechtlehre zu berücksichtigen, in der historischen Praxis aber durchaus relevant gewesen sein dürfte.
Es gibt mehr bewegte Bilder als Fotos, zum einen ein kurzes, zurückhaltendes Gefecht ohne Schutzausrüstung, welches versehentlich in 60 FPS aufgenommen wurde und bei dem wir ein eher langsames Tempo gewählt hatten. Man kann somit schön in Slow-Motion die Details sehen, muss sich aber mit mäßiger Auflösung und fehlendem Ton abfinden.
Das zweite Video zeigt ein kurzes Gefecht gegen Roland mit Schwert und Dreiecksschild – das zweite Gefecht, das ich mit dieser Waffenkombination je gefochten habe. Danke an Cornelius, dass ich mir den Schild ausleihen durfte.
Zwei Elemente, die üblicherweise bei den BBB stattfinden, fehlten diesmal: es wurde auf Bitten des veranstaltenden Vereins Twerchhau e.V. nicht mit scharfen Schwertern gefochten, zum anderen gab es unter anderem aufgrund des Fehlens internationaler Teilnehmer keine Seminarinhalte, Vorträge oder Kurzworkshops. Schade, aber es wird nicht das letzte Mal sein, dass ich zu den BBB fahre.